Merkwürdiges Deutschland

Ich hoffe, dass ich - als Schweizer - jetzt nicht deutschen NSC’s oder Entwicklern allzu plump auf die Füsse trete aber ich muss dass irgendwie loswerden. Was Navision betrifft, scheint Deutschland ein besonderes Pflaster zu sein: Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich als selbständiger Navision-Troubleshooter unterwegs bin. Da ich in diesem Forum auch recht oft meinen Senf dazu gebe, geniesse ich einen gewissen Bekanntheitsgrad, der mir auch von End-Kunden oft Anfragen einbringt. Ich muss der Vollständigkeit halber aber gestehen, dass ich noch nie direkt in Deutschland für ein NSC oder einen Kunden tätig war. Ich habe mit vielen deutschen Navision Entwicklern gesprochen und auch mit einigen deutschen Kunden, die mit ihrem NSC nicht zufrieden sind und so ergibt sich für mich ein (vielleicht falsches!) Bild der deutschen Navision Scene, dass ich Euch bitten möchte zu kommentieren. Im Gegensatz zu Erfahrungen in anderen Ländern scheint mir folgendes an Deutschland “merkwürdig”: 1.) Es werden keine Experten gesucht: Ihr könnt gerne mal unter jobs.navision.com die verschiedenen Job-Angebote vergleichen: Bei praktisch allen Angeboten - mit Ausnahme von Deutschland - werden Leute mit Navision-Erfahrung gesucht. Bei den Angeboten aus Deutschland werden aber meist Anfänger gesucht, die eine Basis in VB oder Access haben. Warum? Antwort ist vielleicht Punkt 2. 2.) Kleinere Firmen (<50 Mitarbeiter) beklagen sich darüber, dass bei ihnen von den NSC’s nicht die guten Leute sondern Anfänger eingesetzt werden. Und das notabene zu den normalen, hohen Stunden- und Tagessätzen. Ketzerische Frage: Liegt hier vielleicht die Antwort darin, weshalb deutsche NSC’s gar kein Interesse an erfahrenen und damit effizienten Mitarbeitern haben? Schliesslich verdienen die NSC’s mehr Geld mit einem billigen Mitarbeiter, der mehr Stunden verrechnet um dasselbe Problem zu lösen. Frage: Liegt es vielleicht am Kunden, dass nur Standardsätze akzeptiert werden, unbesehen vom know-how des Entwicklers? (Was natürlich idiotisch wäre denn ich zahle Lieber €150 an einen, der mein Problem in 10 Stunden löst als €50 an einen, der 100 Stunden benötigt.) 3.) Von Gesprächen mit frustierten deutschen End-Kunden erhalte ich den Eindruck, dass die Verkäufer das Blaue vom Himmel versprechen (Standardsatz: “Das ist kein Problem”) ohne das erforderliche Hintergrundwissen zu haben. Kann das jemand kommentieren? 4.) Ich sehe eine Fluktuation von Entwicklern: Einerseits kommen laufend gute deutsche Navision Entwickler in die Schweiz während Deutschland die entstandenen Lücken durch Anfänger und Green-Card-Inder aufzufüllen sucht. Wie gesagt, ich will mit meinen Fragen und subjektiven Eindrücken niemandem auf die Füsse treten und falls sich jetzt jemand beleidigt fühlt, so bitte ich schon mal pro-forma um Entschuldigung. Nichts desto trotz hätte ich gerne Eure Meinungen (sei’s als Entwickler, NSC oder Kunde) zu diesen ketzerischen Behauptungen gelesen. Tschüss ------- With best regards from Switzerland Edited by - fabian on 2001 Aug 14 03:18:27

Hy Fabian, Mal vorab: Also ganz so düster sieht das hier in Deutschland auch nicht aus. Aber ich muß aus Erfahrung zugeben das die NSC’s hier in Deutschalnd auf die schnelle (vor der Euroumstellung und damit meinst eine ERP Umstellung des Mittelstands) Auftrage zugesagt haben für die sie nicht genug Ressourcen hatten. Wir haben die Erfahrung am eigenem Leib versprürt. Wir benutzen seit 3 Jahren Navision (von 2.0 bis 2.6), in dieser Zeit haben wir 3 mal unseren NSC gewechselt (bzw wechseln müssen). Zum Glück hatten wir in der Firma das eigene Wissen aufgebaut so das wir relativ autark in Bezug auf Navision Support sind. ----------------------------------- An dieser Stelle mal ein RIESEN Lob an dieses Forum und alle Leute die hier posten !!! -------------------------------------- Da dieses Forum viele Fragen schneller, effektiver und humorvoller als ein NSC löst. zu Pkt. 4.) Das glaube ich Dir einfach mal, aber gibt es in Deutschland so viele gute Navision Entwickler, das diese alle in die Schweiz gehen?! Außerdem ist doch Deutschland der Absatzmarkt Nr. 1 von Navision. Aber vielleicht wurden wir da überholt und habendas noch nicht gemerkt :wink: Ciao Alex Edited by - Alex on 2001 Aug 14 09:10:05

Hallo Fabian, hallo Alex, ich bion ja mal gespannt, was hier auf Fabians ketzerischen Behauptungen rauskommt… Alex, ich selbst habe zuerst in Deutschland mit Navision gearbeitet (seit 1991). Dann bin ich nach Frankreich gegangen und habe zusammen mit einem NSC 2 wirklich grosse Projekte durchgefuehrt. Zurueck in Deutschland wallte man mit (mit 7 Jahren Navision Erfahrungen!!!) 4.500 DM brutto geben; knapp mehr, als ein Stahlarbeiter im Ruhrgebiet bekommt (und da mit Frau und 2 Kinder). Ich habe ein sehr faires Angebot von einem NSC in der Schweiz bekommen und dort auch gearbeitet. Die Schweiz bietet hier mehr Vorteile: niedrige Quellensteuer (je nach Kanton), ein hoeheres Gehalt sowie sonstige Leistungen und eine viel schoenere Landschaft. Aus persoenlichen Gruenden bin ich dann nach Thailand gegangen (NEIN! ich habe nicht die Frau gewechselt!), sodass ich die Vorzuege der Schweiz nicht mehr geniessen konnte. Aber Fabian hat recht: es gibt zu viele schlechte NSC’s in Deutschland. Die Leute sind nicht ausgebildet genug um mit so einer Software zu arbeiten (Originalzitat von einen Programmierer beim Kunden: “Ich kann zwar programmieren aber von Buchhaltung habe ich keine Ahnung!”. Den Namen moechte ich hier nicht nennen! Aber es fuehlen sich bestimmt jetzt sehr viele angesprochen). Es kommen die Studenten, die zum Teil noch in ihrer Diplomarbeit stecken, und werden ohne fundiertes Wissen zum Kunden geschickt (mach mal schnell…). Aus dem Schnell wird Chaos, weil die Navision nicht verstanden haben. Dann kommt die Frage: “Warum gibt es keine Kommentare im Quellcode…”. Ich selbst kenne einige wirklich GUTE Kapazitaeten, allerdings sind derer zu wenig in Deutschland. Momentan betreue ich (auch manchmal persoenlich) Navision Kunden in Deutschland, weil die NSC’s es auch nach 2 Jahren noch nicht geblickt haben, was der Kunde ueberhaupt macht bzw. machen moechte. Da wird programmiert und programmiert (gibt Geld!), obwohl mit einiger Ueberlegung das Problem des Kunden bereits schon in Navision geloest ist. Da werden Routinen geschrieben, die Kundenstammsaetze kopieren (schon mal was von STRG-C gehoert, liebe Programmierer?) oder Routinen, die eine Kostenstelle in allen ungebuchten und gebuchten Posten, Belegen umbenennt. Man berechnet dem Kunden mal locker dafuer einen Tagessatz von 1800,- DM. Basta. Als ich dem Kunden sagtem er kann einfach ueberschreiben und “Umbenennen” bestaetigen, da ist der aus allen Wolken gefallen. 2 Moeglichkeiten hierzu: 1) Man wollte Geld machen (dann ist das schon fast Betrug) 2) Der Programmierer war zu doof und hat es nicht gewusst (nehme ich in diesem Fall eher an). Es ist wirklich schade, dass so etwas dann spaeter immer auf das Produkt zurueckfaellt. Navision als Produkt hat das nicht verdient. Meiner Meinung nach hat Fabian mit allen Punkten recht. Hier bei unserem NSC in Thailand bekommen die neuen Mitarbeiter ohne Navision Erfahrung ALLE(!) Schulungen fuer ihren Bereich beim NTR sowie die internen Schulungen fuer ihren Bereich (Produktion, CRM, Financial Management) bevon die auf die Kunden losgelassen werden. Das sind so 6 bis 9 Monate harte Arbeit fuer die Neuen. Da sind wir aber auch wieder bei dem alten Problem in Deutschland. Warum soll ich den Mitarbeiter schlau machenn? Ihm Schulungen geben? Damit er abhaut und bei einem anderen NSC unterkommt? Loyalitaet kennen die Entwickler auch nicht. Es liegt also nicht nur am Arbeitgeber. So, genug geschrieben. Ich hab da zwar noch viel mehr zu sagen, aber ich warte den Rest der Diskussion erst mal ab… Bis dahin Walter P.S.: Hihi, Green-Card. der war gut, Fabian. Als ob das helfen wuerde…

Hallo Ralph, der Zweck des deutschen Forums ist: Questions regarding special german functionality of Navision 3.x and Financials (German allowed). Daher würde ich sagen, dass das deutsche Forum ausreichend genutzt wird. Wenn jemand eine Frage hat und gar keine Englisch spricht - in Ordnung. Wenn es mal drängt - auch gut. Aber im Normalfall sind alle angehalten, die Meldungen die nicht speziell die deutsche Version betreffen, in das betreffende internationale Forum einzustellen. Es sollen alle von der Frage und auch von den Antworten profitieren können. Auch wenn es unbequem ist.

Hallo Marcus, wie Du bereits erwähnt hast, warst Du noch nie für eine deutsches NSC oder einen deutschen Kunden tätig. Darf ich daher aus aus deiner Favorite Quote zitieren ? “Before you criticize someone, you should walk a mile in their shoes. …” Ich habe mir überlegt ob ich zu den Fragen überhaupt etwas sage, aber nachdem die bisherigen Antworten alle in eine ähnliche Richtung gehen, werde ich mir doch die Zeit nehmen. Das deutsche Forum repräsentiert leider nur einen kleinen Ausschnitt der deutschen Installationen und NSCs. Die meisten meiner Kunden z.B. lesen das hier nicht. Und auch die meisten Entwickler in Deutschland lesen das hier nicht. Du stellst Deine Frage aber so in den Raum, als ob wir hier eine Diskussion führen würden an der alle Betroffenen teilnehmen, die Du mit Deinen Feststellungen angreifst. Ich lese hier oft die Einträge von Leuten, die mit Ihrem NSC nicht zufrieden sind. Und die sich vielleicht auch deswegen verstärkt hier Support holen müssen. Entsprechend wird wahrscheinlich auch das Bild ausfallen, welches Deine Fragestellung erzeugt. Diejenigen die mit Ihrer Installation restlos zufrieden sind werden naturgemäß hier weniger aktiv werden. Übrig bleibt dann nur ein negatives Bild - was Du Dir aber schon vorher hast denken können. Letztlich stehen hier also - wie geschehen - eine handvoll Einträge, die dann die ganze Meinung über die Qualität der NSCs in Deutschland darstellen. Aber um nicht nur zu jammern, erlaube ich mir den Handschuh aufzunehmen … Zu 1.) Es werden keine Experten gesucht … Ich will nicht alle Aussagen zu diesem Punkt in Zweifel ziehen - nur soviel: Du beziehst Dich nur auf diese Internetseite. Die meisten NSCs suchen aber über unterschiedliche Medien. Für uns z.B. war bisher das wichtigste Medium die Zeitung, Personalberatungen und persönliche Empfehlungen. Eine Annonce, die nur einen Navision-Experten anspricht würde ich wahrscheinlich auch gar nicht schalten, weil mir die Ressonanz zu wäre. Dann wäre da noch die Möglichkeit einen Headhunter direkt zu beauftragen. Navision hat einer allzuforschen Suche von Mitarbeitern bei anderen Händlern aber eine eindeutige Absage erteilt. Und wo sollen die ganzen Navision-Experten denn herkommen, ausser von anderen Händlern ? Es gibt einfach nicht ausreichend erfahrene Navision-Experten, als dass man nur diese adressieren könnte. Der IT-Markt in Deutschland ist im Augenblick leider so leer, dass man auf eine zu spezifische Anzeige oder “wählerische” Anzeige kaum Bewerbungen erhält. zu 2.) Anfänger zu normalen Stundensätzen … Hier kann ich wiederum nicht für alle sprechen. Dass ein Anfänger zu einem verminderten Anfänger-Stundensatz angeboten wird kommt zwar vor, ist aber selten. Normalerweise arbeiten Anfänger zwar an Projekten mit, werden aber nicht einfach nach Aufwand abgerechnet (genausowenig wie ich selbst). Solche Projekte gibt es bei uns kaum. Vielmehr ist es so, dass eine zu einem fixen Preis angebotene Leistung auch von einem Anfänger programmiert werden kann und er dann eben mehr Zeit und ausserdem Betreuung durch einen erfahrenen Mitarbeiter benötigt. Deswegen würde ich Deine Darstellung der Kundensicht umformulieren: mir ist es egal ob jemand eine für 100 EUR beauftrage Leistung in einer oder in zwei Stunden erledigt. Solange er seinem Termin hält - so what … zu 3.) deutsche Verkäufer versprechen das Blaue vom Himmel … Ist Dir das speziell in Deutschland aufgefallen? Seltsam - ich hätte gedacht das gibt es überall. Vielleicht sollte ich doch in die Schweiz ziehen, wo die ehrlichen Menschen wohnen, die nie einem Kunden nach dem Mund reden, die nie leere Versprechungen machen, immer treu und redlich sind … wahrscheinlich hast Du recht und speziell in Deutschland lauert das Böse. Buh. Aber im Ernst - ich denke, dass das Verhalten der Vertriebsmannschaft sehr von der Firmenpolitik jedes einzelnen NSCs abhängt. zu 4.) Fluktuation in die Schweiz … In der Schweiz wird besser gezahlt - that’s it (wahrscheinlich auch dewegen, weil selbst zu wenig Nachwuchs herangezogen wird …). Und dass die Fluktuation speziell von Deutschland in die Schweiz recht stark ist, mag daran liegen, dass so wenige Schweden deutsch sprechen. Ein ähnliches Problem beklagen übrigens viele Firmen, die selbst ausbilden - die Unternehmen die selbst zu wenig ausbilden aber genug Geld haben, schnappen sich die guten Leute. Das gleiche funktioniert auch auf Länderebene. Viele Grüße aus dem finsteren Deutschland, Richard PS - jetzt noch einen für Walter: Wenn jemand mit 7 Jahren Navision- und dazu Auslands-Erfahrung nur ein Angebot mit 4500 DEM brutto bekommt, dann hat er entweder - nicht richtig gesucht oder - eine grausige Bewerbung abgegeben oder - wollte max. halbtags arbeiten oder - hat miese Arbeitszeugnisse oder - kein Freischwimmerabzeichen oder - was anderes falsch gemacht Such Dir was aus - irgendetwas passt da nämlich nicht. Dieses Angebot liegt unter dem, was ich als Anfänger vor fast 7 Jahren bekommen habe. Vielleicht solltest Du an Deinen Bewerbungen nochmal etwas arbeiten. Nix für ungut - aber das konnte ich mir nicht verkneifen. Edited by - rmotzer on 2001 Aug 15 22:46:16

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Das deutsche Forum repräsentiert leider nur einen kleinen Ausschnitt der deutschen Installationen und NSCs.


Dessen bin ich mir auch bewusst. Jeder von uns hat seine eigene subjektive Froschperspektive. Aber ich hatte halt die Idee, dass sich aus einer grossen Anzahl kleiner Eindrücke ein einigermassen realistisches Bild zusammensetzen lässt.

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Ich lese hier oft die Einträge von Leuten, die mit Ihrem NSC nicht zufrieden sind. Und die sich vielleicht auch deswegen verstärkt hier Support holen müssen. Entsprechend wird wahrscheinlich auch das Bild ausfallen, welches Deine Fragestellung erzeugt.


Genau so ist es. Entsprechend werden zufriedene Kunden mich auch nicht anrufen und um Hilfe bitten.

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Zu 1.) Es werden keine Experten gesucht … Ich will nicht alle Aussagen zu diesem Punkt in Zweifel ziehen - nur soviel: Du beziehst Dich nur auf diese Internetseite.


Nein, gar nicht. jobs.navision.com ist zwar wohl der wichtigste Job-Markt aber nicht der einzige. So in der Zeit um August/September 2000 habe ich angefangen, mich in verschiedenen Ländern um Navision-Jobs zu bewerben, da ich aus der Schweiz einfach mal ein paar Jahre raus wollte. Unter anderem habe ich via Navision Deutschland mein CV an sämtliche NSC’s in Deutschland geschickt. Im Gegensatz zu anderen Ländern (wo’s Anfragen gehagelt hat) kam aus Deutschland kein einziges Angebot. Nicht mal ein Anruf oder eine simple e-mail. Ich hab’ dann in Hamburg nochmals rückgefragt ob die mein CV wirklich weitergeleitet haben und das hat mir Oliver Kiel (human resources Navision Deutschland) auch ausdrücklich bestätigt. Du magst mir jetzt vorwerfen, dass ich eine Wut auf die deutschen NSC’s habe, weil mich keiner haben wollte aber dem ist nicht so. Ich habe das ganze dann auch nicht mehr weiter verfolgt aber öfters mit deutschen Navision Entwicklern darüber diskutiert wenn mir wieder einer begegnet ist.

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Die meisten NSCs suchen aber über unterschiedliche Medien.


Es geht ja auch nicht darum, wie sie suchen sondern wen sie suchen.

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Es gibt einfach nicht ausreichend erfahrene Navision-Experten, als dass man nur diese adressieren könnte.


Das ist ein Argument, das ich auch oft gehört habe und das eigentlich sehr plausibel klingt. Nur: Wieso klappt’s dann in anderen Ländern, wo grundsätzlich Entwickler mit Navision-Erfahrung gesucht werden? Und warum wird ein direktes Angebot von einem Navision-Experten (Du magst von mir halten, was Du willst aber das bin ich nun mal) nicht aufgegriffen?

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zu 2.) Anfänger zu normalen Stundensätzen … Dass ein Anfänger zu einem verminderten Anfänger-Stundensatz angeboten wird kommt zwar vor, ist aber selten.


Hoffentlich. Der Grund für meine ketzerische Aussage war ein Gespräch mit einem Kunden in Nordeutschland, dem sein NSC einen Praktikanten vorbeigeschickt hatte, der Web-Design studierte aber noch nicht einmal einen C/SIDE Kurs absolviert hatte. Und das zum Ansatz von DM 1500 pro Tag. In solchen Momenten schäme ich mich für Navision und ich finde es beruhigend, wenn Du mir glaubhaft versicherst, dass das die unlöbliche Ausnahme war.

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zu 3.) deutsche Verkäufer versprechen das Blaue vom Himmel … Ist Dir das speziell in Deutschland aufgefallen? Seltsam - ich hätte gedacht das gibt es überall. Vielleicht sollte ich doch in die Schweiz ziehen, wo die ehrlichen Menschen wohnen, die nie einem Kunden nach dem Mund reden, die nie leere Versprechungen machen, immer treu und redlich sind …


Natürlich hast Du recht. Schwarze Schafe gibt es überall. Ich kenne aber in der Schweiz fast keinen Verkäufer, der nicht auch selbst eine C/SIDE Lizenz hat und so zumindest einigermassen abschätzen kann, ob und mit welchem Aufwand sich ein Problem lösen lässt. Das mag weniger mit der Ehrlichkeit der Schweizer zu tun haben als einfach damit, dass in der Schweiz alles viel kleiner ist. Auch die NSC’s. In einem durchschnittlichen Schweizer NSC mit 5-6 Mitarbeitern wird der Verkäufer automatisch auch zum Projektleiter und Supporter. Das heisst, dass er für das was er verkauft auch mehr Verantwortung übernehmen muss. In Deutschland scheint das insofern anders zu sein als durch die Grösse der NSC’s ein höherer Grad von Spezialisierung die Regel ist ergo der Programmierer die Versprechungen des Verkäufers ausbaden muss. Richtig?

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zu 4.) Fluktuation in die Schweiz … In der Schweiz wird besser gezahlt - that’s it


Sicher richtig. Die Frage ist warum? Schätzen (s. oben) die Deutschen keine erfahrenen Mitarbeiter? Und wenn ja, warum?

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Wenn jemand mit 7 Jahren Navision- und dazu Auslands-Erfahrung nur ein Angebot mit 4500 DEM brutto bekommt, dann …


Walter, hast Du Lust in die Schweiz zu kommen? Schick’ mir 'ne private e-mail wenn Du Interesse hast. ------- With best regards from Switzerland Marcus Fabian

ich bin zwar noch sehr neu in dem Milieu, will aber trotzdem ein kurzes Statement zu dem Thema abgeben: Inwiefern die Navision-Fachleute in Deutschland gegenüber anderen Ländern abfallen, vermag ich nicht abzuschätzen. Auch ob hier Praktikanten zu einem Kunden geschickt werden, und die dann einen horrenden Tagessatz abgerechnet bekommen, liegt außerhalb meiner Beurteilungsfähigkeiten. Obwohl ich mir ein solches Vorgehen gut vorstellen kann. Aber - man sollte beachten, daß ein solches Verhalten nicht nur in Deutschland Usus ist. Läßt man seinen Blick mal auf andere Branche schweifen (z. B. den Kfz-Reperaturmarkt), dann wird man sehen, daß auch hier von Auszubildenden Tätigkeiten ausgeführt werden, für die später eine Meister-Stunde abgerechnet wird (übrigens ebenfalls im Juristensektor, wo ein Anwaltsassistent mit dem vollen Kostensatz berechnet wird). Die mehr oder weniger hohe Kompetenz von zum Kunden gesandten Mitarbeitern habe ich bei meinem früheren Arbeitgeber wunderbar beobachten können, als wir dort ein englisches Produkt einsetzten, und der Support komplett von England aus geliefert wurde. Tagessätze von 2.000 bis 2.500 DM waren da normal (selbstverständlich zuzüglich Flug und Spesen), und das rübergebrachte Know How spottete dann jeder Beschreibung. Letztendlich führte das dazu, daß wir im Hause viele Probleme selbst lösten, und England nur in solchen Fällen konsultierten, in denen eine Haftungsabsicherung nötig war (z. B. Datenbankupdate). Insofern möchte ich hier eine Lanze für den deutschen Support brechen, auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin, was hier angeboten wird. Aber jetzt muß ich doch auch ketzerisch fragen: ist denn der Navision-Support in der Schweiz oder anderen Ländern wirklich so gut, wie er hier beschrieben wird ? Oder entspringen einige Statements nicht persönlichen, negativen Erlebnissen ? Sind die Einkommensmöglichkeiten in anderen Ländern wirklich um soviel besser, wie es manchmal aus den Postings herauszulesen ist ? Ist die Ausbildung der Navision-Spezialisten in anderen Ländern wirklich soviel fundamentierter als in Deutschland ? Bitte versteht mich hier nicht falsch. Ich möchte die Diskussion nicht anheizen. Aber die Erfahrung hat mir gezeigt, daß persönliche Meinungen oftmals durch einzelne Ereignisse so sehr geprägt sind, daß man den Blick für die Objektivität verloren hat. Noch ein Wort zu diesem Forum: mich erfreut hier vor allem die Offenheit und die Hilfestellung, die man als “Unwissender” erhält, ohne sich gleich als “dummer Neuling” zu fühlen. Das ist beileibe nicht selbstverständlich (hat hier nicht mal jemand was wegen der KHK-Software gepostet ? Viel Spaß mit dem Support der englischen Muttergesellschaft !). Stefan Weinreich Billing Analyst

Hallo Fabian, ich kann Dir leider in vielen Punkten nicht wiedersprechen, sondern muß Dir zustimmen. Es ist häufig so, das Mitarbeiter beim Kunden sind und leider selber noch nicht “voll ausgebildet” sind. Das liegt aber auch am dem starken Wachstum der EDV-Branche und dem viel zu späten Ausbilden von Mitarbeitern durch die Firmen. Jetzt müssen die Mitarbeiter irgendwie beim Kunden die Dinge umsetzen, die der Markt fordert oder die der Vertrieb schafft. Ich selber habe im letzten NSC eine sehr gute Ausbildung genossen, war auf sehr vielen Lehrgängen von PC&C und bin seit fast 5 Jahren im Navision Umfeld tätig. Aber trotzdem stelle ich noch häufig fest, das ich viele Dinge in Navision Standard bis jetzt noch nicht benutzt habe. Ein ehemaliger Mitarbeiter hatte einmal einen sehr treffenden Satz zu den neuen Mitarbeiter gesagt: Lernt den Standard! Versteht was Navision im Standard macht! Und da kann ich Ihm nur beipflichten. Gruß Jan Jan Gehrmann eMail JanRD@gmx.de

Hoi Stefan, Sorry für meine späte Antwort aber ich bin erst gestern vom 14tägigen Urlaub aus den Malediven (also ohne Internet) zurückgekommen.

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Aber jetzt muß ich doch auch ketzerisch fragen: ist denn der Navision-Support in der Schweiz oder anderen Ländern wirklich so gut, wie er hier beschrieben wird ? Oder entspringen einige Statements nicht persönlichen, negativen Erlebnissen ?


Du hast natürlich schon recht: Ich habe auch meine Froschperspektive. Aber die Erfahrung, dass in Deutschland einerseits keine erfahrenen Mitarbeiter gesucht werden und andererseits die Erzählungen von deutschen Endkunden, dass zu ihnen Anfänger geschickt wurden, hat mich doch etwas nachdenklich gestimmt. Deshalb meine ketzerischen Fragen als Ausgangspunkt dieses Threads. Ich habe mein Statement auch ganz bewusst böse gehalten, um entsprechende Antworten zu provozieren. Am 15. August hab’ ich mich noch ein/zwei Stunden lang mit Richard Motzer am Telefon über dieses Thema unterhalten. Um unser Gespräch zusammenfassen: “Erfahrene Programmierer werden gar nicht erst gesucht, weil man eh keine finden würde” / “Anfänger werden in der Regel nur zusammen mit erfahrenen Kollegen zu Kunden geschickt (zu Lernzwecken) und nicht verrechnet. Wenn ein Anfänger alleine und verrechenbar zum Kunden geschickt wird, ist das ein unverzeihlicher Fehler des NSC’s. Sowas kommt im Normalfall nicht vor”. (Richard, hab’ ich Dich richtig zitiert?) In der Schweiz kommen natürlich auch Projektkatastrophen vor. Wobei ich anmerken muss, dass die schlimmsten Pannen (die ich die Ehre hatte zu bereinigen) von deutschen NSC’s produziert wurden. Allen voran von der Abacon (mittlerweile von Aston IT übernommen), die einen denkbar schlechten Ruf geniesst. >>Sind die Einkommensmöglichkeiten in anderen Ländern wirklich um soviel besser, wie es manchmal aus den Postings herauszulesen ist ?<< Was meinst Du mit “andere Länder”? Die Schweiz, Littauen, USA, Singapur, Russland, Australien? Das ist schwierig zu beurteilen: Gehen wir mal davon aus, dass (alles in Euro) Walter Kreutzner mit einem Angebot von €2300 nicht den Markt widerspiegelt. Für einen Entwickler mit 4+ Jahren Erfahrung, dürfte in Deutschland der Monatslohn so um €3500 bis €5000 liegen. Vermutlich eher €3500 am Anfang aber mit der Option nach der Bewährungszeit gegen €4500 bis mehr zu verdienen. In der Schweiz dürfte der Einstieg für einen erfahrenen Navision-Entwickler bei €5000-€5500 liegen. Allerdings bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 42 Stunden und nicht 35 wie in Deutschland. In den USA wird einem Freelancer zwischen $40 und $80 bezahlt. Multipliziert man das mit 120 Monatsstunden kommt man auch auf ein erkleckliches Sümmchen. Was andere Länder betrifft, habe ich keine Erfahrung. Der Stundenansatz in Russland liegt in der Regel bei $20-$25. Es kommt immer drauf an, ob man als Angestellter oder selbständig Erwerbender unterwegs ist. Selbständige verdienen natürlich mehr weil sie die Sozialleistungen selbst berappen müssen und auch keinerlei Kündigungsschutz geniessen. Ich persönlich habe beispielsweise letztes Jahr Brutto €140’000 verdient. Aber eben, alle Sozialleistungen, die damit verbunden sind, sind darin ebenfalls enthalten. Man kann den Lohn eines Freelancers etwa durch 2 dividieren, um eine Vergleichszahl mit einem Angestellten-Lohn zu erhalten.

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Ist die Ausbildung der Navision-Spezialisten in anderen Ländern wirklich soviel fundamentierter als in Deutschland ?


Wenn wir mal das Wort “Spezialisten” durch “Programmierer” ersetzen: Nein. Die Ausbildung ist international einigermassen standardisiert und in der Zukunft wird sie noch etwas “standardisierter”. Sprich: Eine Navision Entwicklerlizenz von Land A wird auch für Land B gelten, was bisher nicht der Fall war. Wo ich einfach Rot gesehen habe war bei der Geschichte eines deutschen Kunden, dem eine Studentin zum vollen Stundenansatz ins Haus geschickt wurde, die noch nicht einmal den C/SIDE Kurs absolviert hatte. Solche Horror-Geschichten schaden der Reputation von Navision und dagegen hab’ ich was! Insofern geht es also gar nicht um die Ausbildung an sich (ein deutschen Access-Programmierer braucht nicht länger als ein Schweizer um in Navision fit zu werden) sondern darum, wann Auszubildende beim Kunden eingesetzt werden und unter welchen Bedingungen. Bei dem Schweizer NSC, bei dem ich derzeit tätig bin, sind seit April 2001 drei neue Programmierer eingestellt worden. Die haben erst mal den C/SIDE Kurs besucht und wurden vor- und nachher von einem Erfahrenen Entwickler betreut. Mittlerweile dürfen sie Reports und Forms anpassen und teilweise - in Begleitung - bei den Kunden Erfahrung sammeln. Das heisst also, dass das NSC gut 6 Monatsgehälter investieren muss plus Ausbildung plus Betreuung, bevor diese Mitarbeiter bei den Kunden schwarze Zahlen schreiben. Ich weiss, das ist bitter für ein NSC und bedingt grosse finanzielle Investition. Dafür haben sie aber schlussendlich gut ausgebildete Mitarbeiter und gleichzeitig behalten sie zufriedene Kunden. Natürlich ist die Versuchung eines NSC’s gross, den MA einen Monat früher beim Kunden einzusetzen aber letztendlich wird das NSC den Kunden verlieren und dem Ruf von Navision schaden, wenn es einen MA zu früh zum Kunden schickt.

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Bitte versteht mich hier nicht falsch. Ich möchte die Diskussion nicht anheizen.


Schade, denn genau das will ich! Die Diskussion anheizen: Wenn es tatsächlich schwarze Schafe gibt, die unerfahrene Programmierer zu hohen Preisen zu Endkunden schicken, dann ist das schlicht eine Schweinerei und den entsprechenden NSC’s gehört die Lizenz entzogen bevor sie dem Ruf von Navision ernsthaft schaden können. Denn genau darum geht’s schlussendlich für uns alle, den Ruf von Navision. Wenn wir Scharlatane unter uns dulden, verlieren wir längerfristig alle. Unsere Existenz hängt davon ab, dass Navision sich etabliert und es sich unter den Kunden herumspricht, dass Navision einen echt geile Software ist und von guten Leuten vertrieben und eingeführt wird.

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Aber die Erfahrung hat mir gezeigt, daß persönliche Meinungen oftmals durch einzelne Ereignisse so sehr geprägt sind, daß man den Blick für die Objektivität verloren hat.


Richtig. Nur: Was ist Objektivität? Ich bin nicht objektiv und Du bist es auch nicht - wir können es nicht sein. Nur wenn wir hier dutzende von Beiträgen reinkriegen und jeder seine persönlichen (subjektiven) Erfahrungen preisgibt, können wir der Spur nach einigermassen ein objektiveres Bild der Situation herauskristallisieren. Also Leute! Bewegt mal die Finger auf der Tastatur und beschreibt uns Eure persönlichen Erfahrungen und Eindrücke. Tschüss Marcus Edited by - fabian on 2001 Sep 01 19:19:29

Hallo Marcus, ich halte das nicht für eine korrekte Zusammenfassung unseres Telefonates. Zwischen dem was ich gesagt habe und dem was Du geschrieben hast gibt es ein paar kleine feine Unterschiede. >>“Erfahrene Programmierer werden gar nicht erst gesucht, weil man eh keine finden würde”<< Ich sagte, dass bei der Stellensuche eine reine Navision-Spezialisten-Suche für uns kaum in Frage kommt - der Rücklauf auf eine solche Suche wäre an den Kosten gemessen zu gering. Das ist einfach ein Erfahrungswert. Das heisst aber nicht, dass von uns keine erfahrenen Programmierer gesucht werden. Das heisst vielmehr, dass bei uns die Stellensuche nicht allein auf Navision-Spezialisten eingeschränkt wird. >>Anfänger werden in der Regel nur zusammen mit erfahrenen Kollegen zu Kunden geschickt (zu Lernzwecken) und nicht verrechnet. Wenn ein Anfänger alleine und verrechenbar zum Kunden geschickt wird, ist das ein unverzeihlicher Fehler des NSC’s. Sowas kommt im Normalfall nicht vor<< Ich sagte, dass Programmiernanfänger schon allein deswegen kaum gegen volles Entgelt zu einem Kunden geschickt werden, weil die meisten Leistungen sowieso nicht nach Aufwand abgerechnet werden. Richtig ist, dass Anfänger bei uns in der Regel mit einem erfahrerenen Mitarbeiter zusammenarbeiten. Ob etwas für diese Dienstleistung verrechnet werden kann liegt dann einzig am Ergebnis. Wenn eine mit zwei Stunden angebotene Leistung von einem Anfänger korrekt programmiert wird, dann wird diese Leistung ganz normal fakturiert. Ob der Anfänger dafür dann 6 oder 8 Stunden benötigt hat, steht auf einem ganz anderen Blatt und geht nicht zu Lasten des Kunden. Wie andere das regeln kann ich nicht sagen. Dass irgendwo ein Programmieranfänger noch nicht einmal einen C/SIDE-Kurs besucht hat, aber bei einem Kunden gleich alleine arbeitet und dazu noch voll nach Aufwand fakturiert wird - das halte ich für ziemlich weit hergeholt. Der Normalfall ist das ganz sicher nicht. Dass die von Dir beschriebenen Dinge vorkommen können will ich gar nicht in Abrede stellen. Ich bin nur nicht damit einverstanden, dass von Dir alle deutschen NSCs pauschal in die Pfanne gehaun werden. Viel Spaß auf Deinem weiteren Kreuzzug. Edited by - rmotzer on 2001 Sep 03 11:00:35

Hey Marcus, nur kurz ein paar Anmerkungen: mit “nicht anheizen” meinte ich, daß zwar die Diskussion am Leben gehalten, aber das Gehirn dabei nicht abgeschaltet werden soll (ist kein direkter Vorwurf an irgend jemanden im Forum, sondern allgemein gemeint). Leider passiert das sehr schnell, und - schwupps - werden die Argumente unsachlich, unpräzise und sehr persönlich. Mit “anderen Ländern” waren alle Staaten außer Deutschland angesprochen. Sicher, überall werden die Gehälter unterschiedliche Höhen haben. Aber 5.000 EUR haben in Deutschland eben eine andere Kaufkraft als 5.000 EUR in der Schweiz, Indien oder sonstwo auf dieser Welt. Ausbildung in Deutschland (bezogen auf Navision): ich hab’ mittlerweile meinen ersten Kurs in Münster absolviert, und war erstaunt, daß dem Seminar zwei Mitarbeiter des veranstaltenden Systemhauses angehörten, wobei sie einen Einblick in Navision (für den Außendienstler) bzw. eine Basis für weitere Programmierprojekte (für den IT-ler) bilden sollten. Wie ich raushören konnte, haben sie auch in der Folgewoche an weiteren Seminaren teilgenommen. Gut - das mag jetzt ein einziges Beispiel sein, aber es zeigt doch, daß nicht alle Systemhäuser in Deutschland neues Personal einstellen und dann sagen: “okay, Junge, hier ist ein PC, hier ein Handbuch, und hier der Kunde. Jetzt mach mal !”. Ich denke durchaus, daß man die Problematik der mangelnden Ausbildung bzw. Vorbereitung in Deutschland erkannt hat. Aber wie in vielen Dingen ist der Drahtseilakt zwischen Kosten und Erträgen (Kosten für die Ausbildung usw., Erträge durch die in Rechnungstellung der Leistung des Mitarbeiters) nicht grade einfach, und wird immer etwas besser oder schlechter auf die Bedürfnisse des Kunden passen. Stefan Weinreich Billing Analyst

Hallo Leute, Ich muß mal was zum Anheizen hier reinposten. @Fabian: Du beklagst dich über die schlechten Programmierung in Deutschland bzw. die Politik die dort betrieben wird. Aber du lebst ja schließlich davon, oder?! Wenn alle von Anfang an richtig handeln würden hattest du wohl nicht so viele Anfragen von Kunden. Bitte nimm das nicht persönlich ich wollte das nur mal sagen. @all: Ich muß leider auch sagen, das Auszubildende (was bei uns der Fall war) alleine zum Kunden geschickt wurden und dort kläglich versagten. Der dort am meisten leidet ist ja der armen Azubi, er kann weder Entscheidungen noch sonstige Rückzüge machen. Weiter, hatte wohl der Azubi noch nicht einmal die Wahl zu entscheiden ob er allein oder mit jemanden Erfahrenen zum Kunde muß. Bei uns war es der Fall, und es gabe eine böse Auseinandersetztung mit dem NSC. Nichts desto trotz, wenn man ein Produkt am Markt plazieren will muß man wohl soche Fehler in kauf nehmen, schließlich haben die “armen” NSC ja auch untereinander zu kämpfen. Frei nach dem dem Motto: “Der Stärkere überlebt”. Im diesem Sinn verabschiede ich mich … P.S.: Gehälter hin oder her das ist alles eine Sache wie man sich Verkauft, egal was man für eine Ausbildung hat!!! (So ist nunmal die REALITÄT) ------------------ Best regards Alejandro Schubert CYCOS AG System Engineer www.Cycos.com www.Dolphinct.de EMail: Alejandro.Schubert@Cycos.com

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@Fabian: Du beklagst dich über die schlechten Programmierung in Deutschland bzw. die Politik die dort betrieben wird. Aber du lebst ja schließlich davon, oder?!


Das ist sicher richtig und funktioniert kurzfristig auch so. Aber langfristig muss es uns darum gehen, das Produkt Navision am Leben zu halten bzw. den Kundenstamm zu vergrössern. Das lässt sich nur bedingt durch Werbung erreichen. Die beste Werbung ist Mundreklame und die passiert im positiven wie im negativen Sinn hinter unserer aller Rücken. Wenn sich ein NSC - egal in welchem Land - unprofessionell verhält, dann ärgert mich das, weil dieses NSC nicht nur dem Kunden sondern längerfristig auch sich selbst und der ganzen Navision-Gemeinde (inklusive mir) schadet. Für den Kunden ist dann nämlich nicht das NSC schlecht sondern Navision Software. Es reicht mir deshalb nicht, wenn versichert wird: “nun gut, es gibt schwarze Schafe aber jedem schwarzen Schaf stehen 10 seriöse NSC’s gegenüber”. Dieses eine schwarze Schaf mag mehr schlechte Mundpropaganda generieren als die 10 guten NSC’s positive. Ich habe in der Schweiz festgestellt, dass Kunden relativ schlechte Karten haben, wenn sie sich beim NTR über ihr NSC beschweren. Meist müssen sie erst mit juristischen Konsequenzen drohen bis sie ernst genommen werden. Es wäre interessant zu erfahren, wie NTR Deutschland mit Kundenbeschwerden umgeht. Ich wäre auf alle Fälle dafür, dass unseriöse NSC’s mit rigorosen Massnahmen bis hin zum Entzug der Lizenz bestraft werden können und das NTR ein offenes Ohr für Reklamationen der Endkunden hat. Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit, mal den Stall auszumisten um die Navision-Welt mit wenigeren aber besseren NSC’s zu stärken. ------- With best regards from Switzerland Marcus Fabian

Wo seht Ihr ein Problem einem Kunden für einen Studenten, wie mich 200DM/Stunde in Rechnung zu stellen, wenn dieser dieselbe Leistung erbringt? Ich habe den Eindruck, dass z.B. bei der Einführung neuer Produkte, ich denke jetzt da an den E-Business Bereich, wo es oft darum geht die Produkte in kurzer Zeit umzusetzen, der Wissenstand der Projektmitarbeiter gleich Null ist und es häufig die jungen Leute sind, die Fortschritte erzielen. Mangels qualifizierter Arbeitskräfte werden häufig Quereinsteiger eingestellt, die Mitte/Anfang 30 sind und vorher 1 oder 2 Computerkurse gemacht haben. Das die Einarbeitungszeiten bei Studenten/Praktikanten kürzer ist als bei Quereinsteigern, habe ich schon des öfteren erlebt. Also, wenn man als NSC junge Leute einstellen kann die nur ein Bruchteil dessen verdienen (mein Nettolohn beträgt im Moment 960DM/Monat), aber dieselbe Leistung erbringen, warum stellt man dann nicht mehr von Ihnen ein? Dies würde auch den Arbeitskräftemangel der Zukunft decken, da diese Leute dann richtig ausgebildet sind und nicht in Rente gehen.

Hey Michael, nett gemeint, aber ich bezweifle einfach mal, daß jemand, der Ahnung hat von Basic und seit einer Woche bei einem NSC arbeitet, bereits auf einen Kunden losgelassen werden kann, der ein Problem mit der Einfuhrumsatzsteuer hat und dafür im G/L und im Bank-Reconciliation eine besondere Routine benötigt. Das ist nicht persönlich gegen Dich gemeint, und das mit der Einfuhrumsatzsteuer soll nur als Beispiel herhalten. Aber es soll zeigen, daß man von einem Mitarbeiter, der auf einen Kunden losgelassen wird, mehr erwartet, als daß er etwas Code programmieren kann. Die Problematik vor Ort ist meist komplexer, als man zunächst denkt. Dafür werden meist spezielle Lösungen benötigt, die man nicht einfach mal so “on the fly” programmieren kann. Diese benötigte Erfahrung bringt meist erst ein Mitarbeiter mit, der am besten seit mehreren Jahren für Lösungen in der gefragten Branche gesorgt hat, auch wenn das in der Praxis eher der Sonderfall sein mag. Und ich als Kunde würde mich verschaukelt fühlen, wenn man mir einen Studenten schickt, der zwar eifrig und emsig etwas programmiert, aber dann doch entweder am Ziel vorbei schießt oder eben eine Lösung präsentiert, die an anderen Stellen Löcher aufreißt, und mir dafür dann auch noch jede Menge Honorar abgeknöpft wird. Wenn man den unerfahrenen Mitarbeiter einem erfahrenen an die Hand gibt, und beide gemeinschaftlich für eine Lösung sorgen, wobei der erfahrene eben die Sicherheit mitbringt und der unerfahrene für neue Ideen sorgt, hab’ ich sicherlich nichts dagegen (solange auch das Honorar im Rahmen bleibt). Stefan Weinreich Billing Analyst

Hallo Stefan und alle anderen, ich habe diese Diskussion mit grossem Interesse verfolgt, mich aber erst einmal nicht wieder eingemischt. Das moechte ich aber hiermit tun. Tenor der Antworten auf Marcus seine Fragen/Festtellungen ist also: 1) Es gibt zu wenig AUSGEBILDETE Leute die der Software gewachsen sind 2) Es gibt zu wenig AUSGEBILDETE Leute die den Anforderungen des Kunden gewachsen sind 3) Studenten werden eingesetzt (fuer viel Geld weiterberechnet) die den Anforderungen in 1 und 2 nicht gewachsen sind Fazit: Es wird nicht genug von den NSC’s ausgebildet. Profitgier der Softwarehaeuser die nicht ausbilden. Einer hat geschrieben, dass ich mich nicht ausreichend nach einem Job umgesehen habe und nur diese 4.500DM angeboten bekommen habe. Das mag richtig sein. Ich wollte damit ja auch nur die Unverschaemtheit (und Profirgier) des NSC’s aufzeigen. Auch stehe ich hinter Markus, dass jede verpatzte Navision Installation keine gute Reputation fuer das Produkt ist und das das auch spaeter mein Geld kostet weil ich dann evtl. dieses Produnkt nicht mehr verkaufen/supportieren/entwickeln kann. Vor Jahren, als Navision schon weltweit 30.000 Installationen hatte, hat mich mal ein Kunde gefragt, warum er von Navision denn noch nichts gehoert hat. Ich stellte Ihm die Gegenfrage welche Softwareprodukte er denn schon kenne und was er davon gehoert hat. Die Antwarten waren: Die Software mit den drei Buchstaben ist teuer. Die Software mit den drei Buchstaben braucht so lange fuer die Integration in den Betrieb. Die Software mit den drei Buchstaben funktioniert hier und da nicht. Die Software mit den vier Buchstaben (aus Holland) kann dies und das nicht und ist nicht integriert genug. Meine Antwort: ‘Sehen Sie, alles nur negative Dinge. Nichts positives. Ueber Navision gibt es nichts negative zu berichten.’:slight_smile: Aber eine handvoll NSC’s in Deutschland arbeiten daran, das Immage ein fuer alle mal zu versauen. Mich wuerde es mal interessieren, wie viele NSC’s in Deutschland und auch deren Mitarbeiter intensiv auf dem Produkt geschult wurden. Es geht nicht nur um das Programmieren sondern auch um die betriebswitschaftliche Qualifikation der Leute. Sind es mehr als 10%. Ich denke nein. Belehrt mich eines besseren und nennt mir Zahlen. Warum gibt es in Deutschland keine Qualitaetskontrolle fuer die Mitarbeiter der NSC’s? Wenn es einen interessiert, schicke ich Ihm gerne mal die Statistik des NTR’s in Singapore ueber deren ausgebildeten Mitarbeitern bei den NSC’s. Liebe deutsche Navision.net Group; nehmt es mir nicht uebel, aber ich habe wir Markus keine allzu hohe Meinung von der deutschen Navision- (NSC) Gemeinde. Gruesse aus Bangkok Walter

Hallo Walther, tja - eigentlich wollte ich mich zu diesem Thema nicht mehr äussern. Vor allen nachdem dieses Forum eigentlich den Besonderheiten der Deutschen Version gewidmet ist. Aber was solls - gehen wir eben noch eine Runde. Du hast also keine allzuhohe Meinung von der deutschen “NSC-Gemeinde” ? Das schliesst mich dann wohl mit ein. Aber nachdem das beste Gebot für Deine Dienste 4500DEM war, muss diese Wertschätzung wohl auf Gegenseitigkeit beruhen. Zur von Dir angemahnten Qualitätssicherung … … seit kurzer Zeit wird von Navision eine Zertifizierung in unterschiedlichen Stufen und in unterschiedlichen Bereichen angeboten. Um in Zukunft den Status eines NSCs zu erhalten, bzw. zu behalten muss das NSC eine Mannschaft vorweisen, die aus einer festgelegten Anzahl von zertifizierten Entwicklern, Vertrieblern, etc. besteht. Folgende Tests sind aktuell in Deutschland verfügbar - General Product Test - Navision Certified Product Specialist - Navision Certified Solution Developer - Navision Certified Solution Consultant Manufacturing (2 Tests) Weitere Tests werden wohl noch folgen. Ausserdem können einige Produkte nur vertrieben werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. So muss z.B. für das Commerce Portal eine Reihe von Schulungen von mind. zwei Personen besucht werden und dazu der Status als Microsoft Solution Provider vorhanden sein (erfordert wiederum Mitarbeiter mit bestimmten Ausbildungsnachweisen). Bei anderen Produkten (User Portal, Commerce Gateway, …) ist es ähnlich. Es ist also nicht so, dass von Seiten Navision in dieser Richtung nichts passiert - im Gegenteil. Die Zertifizierungen zwar noch nicht der Weisheit letzter Schluss, aber die Sache ist ja auch erst im Aufbau. Bei uns sind einige Mitarbeiter bereits zertifiziert - bis zum Jahresende soll der Großteil durch die Prüfungen durch sein. Ich habe z.B die ersten drei Prüfungen bereits hinter mir. Du hast geschrieben, dass in Thailand die Anfänger ausgezeichnet ausgebildet werden. Die von Dir eingeforderte Qualitätssicherung muss sich dann aber auch bei Euch in nachweisbaren Prüfungen dokumentieren lassen. Wie sieht es damit aus? Wie man die Qualität und Aussagekraft solcher Tests und Zertifikate beurteilt, ist anderes Thema - aber der Kunde in Deutschland wird in Zukunft die Möglichkeit haben, sich die Arbeit von zertifizierten Mitarbeitern zusichern zu lassen. Das halte ich auf jeden Fall für einen Schritt in die richtige Richtung. Und um es nochmal zu betonen, ich will die dargestellten Fälle nicht in Abrede stellen. Aber ich kann Pauschalurteile einfach nicht ab (besonders wenn man mich miteinschliesst). Edited by - rmotzer on 2001 Sep 13 23:35:33

Hallo allerseits, Offenbar herrscht zumindest in dem einen Punkt Einigkeit, nämlich, dass nur gut ausgebildete und zertifizierte Entwickler auf den Kunden losgelassen werden sollten. Und damit ist natürlich ein Entwickler gemeint, der nicht nur den C/SIDE Syntax reinhacken kann sondern Navision auch von der Anwenderseite her kennt und sich mit Betriebswirtschaft, Buchhaltung und Lagerlogistik einigermassen auskennt. Das mag natürlich auch auf einen Studenten zutreffen, wenn er über diese Ausbildung verfügt und die Leistung bringt. Insofern möchte ich mich bei Dir, Michael Stadthaus dafür entschuldigen, dass ich das Wort Student verwendet habe, um damit eine junge, unerfahrene und noch nicht fertig ausgebildete Person zu beschreiben. Wie dem auch sei, es sollten nur qualifizierte Mitarbeiter zum Kunden geschickt werden. Die Betonung liegt auf sollten

quote:


Originally posted by rmotzer: … seit kurzer Zeit wird von Navision eine Zertifizierung in unterschiedlichen Stufen und in unterschiedlichen Bereichen angeboten. Um in Zukunft den Status eines NSCs zu erhalten, bzw. zu behalten muss das NSC eine Mannschaft vorweisen, die aus einer festgelegten Anzahl von zertifizierten Entwicklern, Vertrieblern, etc. besteht.


Das klingt erstmals sehr vielversprechend. Offenbar hat nämlich NTR Deutschland auf ein erkanntes Problem richtig reagiert. Ähnliches ist mir nämlich aus anderen Ländern nicht bekannt. In den USA beispielsweise tummeln sich (wie ich heute von einem befreundeten Entwickler aus New York erfahren habe) massenweise Navision-Programmierer, die über keine Lizenz verfügen und dennoch seit Jahren für NSC’s und Kunden tätig sind. Wäre so etwas in Deutschland möglich? Frage an Dich, Richard: Bietet Navision Deutschland die Zertifizierungen nur an (auf freiwilliger Basis sozusagen) oder gibt es einen Zwang, der vorschreibt, dass nur zertifizierte Leute für Kunden entwickeln dürfen? ------- With best regards from Switzerland Marcus Fabian

Die Zertifizierung ist kein speziell deutsches Angebot, sondern ist international verfügbar. Bei www.catglobal.com kann man sich einen Account anlegen und Prüfungen bestellen. Diese werden dann bei einem Cat-Testcenter durchgeführt - ähnlich wie die Prüfungen von Microsoft. Für folgende Länderversionen werden meines Wissens über Catglobal Tests angeboten: W1(International), USA, Russland, Polen, Norwegen, Estland, Lettland, Litauen, Italien, GB, Spanien, Deutschland, Österreich, Australien. In Zukunft wird nach einer Entwicklerschulung eine temporäre Lizenz vergeben, die nach Ablauf einer Karenzzeit verfällt. Das heisst, innerhalb dieser Frist muss dann der Test abgelegt werden um eine personalisierte Entwicklerlizenz zu erhalten. Die Lizenz entspricht dann dem zertifizierten Umfang. Ich glaube aber nicht, dass es einen Zwang oder eine Kontrolle geben wird, dass nur zertifizierte Leute entwickeln dürfen. Vielleicht ist das die Idee, aber die Praxis wird wohl nicht so aussehen. Genausowenig wie jemand Deine Forms überprüft, ob Du in jeder Hinsicht den Styleguide eingehalten hast. Was Navision überprüft, ist die Tatsache, ob ein NSC eine ausreichende Anzahl von zertifizierten Leuten beschäftigt. Wenn ich z.B. einen Praktikanten habe, der für ein paar Monate im Haus ist und der für mich ein paar Reports anpassen soll - ich denke nicht dass der je eine eigene Lizenz haben wird oder gar zertifiziert wird.

Hey Marcus, gerade fällts mir auf !!! Die Schweiz hat sich dem Zertifizerungsverfahren noch gar nicht angeschlossen. Merkwürdige Schweiz - oder wie ? Wahrscheinlich brauchen die Eidgenossen das gar nicht, weil so viele gute Entwickler aus Deutschland des schnöden Mammons wegen ins Schweizer Exil gehen. Ha - das hat gut getan - billige Retourkutsche - aber egal. Alles nur Spaß, Richard